Kupfer- und Bronzeherstellung

Wertvoller als Gold

Wertvoller als Gold – Kupfer am Beginn der Bronzezeit

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Die Entwicklungen der Jungsteinzeit in Bezug auf Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftsweise und Siedlungswesen setzen sich in der einsetzenden Kupfer- und später Bronzezeit nahezu unverändert fort. Als neues Rohmaterial für die Werkzeug-, Waffen- und Schmuckherstellung kommt Kupfer zum Einsatz, welches auch Bestandteil für das spätere, für die Epoche namensgebende Material Bronze ist. Der zweite Bestandteil von Bronze ist Zinn, welches üblicherweise in einem Mischverhältnis von 1:9 zu Kupfer steht. Da Zinnvorkommen in Europa selten (z.B. im deutschen Mittelgebirge, Nordwestböhmen, Galicien, Südengland) und nicht in der Nähe von Kupfererz sind, setzte dies intensiven Handel und Tausch unter den bronzezeitlichen Handwerkern voraus. Die Verarbeitung von Kupfer und Zinn erfolgte nach dem bergmännischen Abbau unter Verwendung von aufwendigen Verhüttungsverfahren der Roherze. Die Endprodukte dieser Verfahren – Rohkupfer und Zinn – stellen einen großen Vorteil gegenüber Stein dar, denn sie können zu einer Bronze-Legierung verschmolzen und schließlich in jede beliebige Form gegossen werden. Kupfer bzw. Bronzeprodukte dürften so begehrt gewesen sein, dass es Beispiele für Nachahmungen von typischen Metallgegenständen aus Stein gibt, deren Herstellung oftmals unverhältnismäßig aufwendig gewesen sein dürfte.

Anfangs wurde auch reines Kupfer zur Herstellung von z.B. Äxten verwendet, wobei es sich jedoch um Prestigeobjekte handeln musste, da Kupfer zu weich ist, um eine daraus gefertigte Axt effektiv einzusetzen.

Auch als erstes, normiertes Zahlungsmittel kam Kupfer zum Einsatz – in Form von Ringbarren, deren Gewicht annähernd gleichbleibend war.

Absichtlich verborgene Depots von Ringbarren zeugen vom erworbenen Reichtum und dem Bedürfnis diesen zu schützen.

 

Neue Technologie aus dem Nichts oder mitgebrachte Idee?

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Ein bis heute ungeklärtes Phänomen der Kupfer- und anbrechenden Bronzezeit ist das Auftauchen der sogenannten Glockenbecherkultur. Benannt nach ihrer charakteristischen Keramik – den Glockenbechern – tauchten Vertreter dieser Gruppe hauptsächlich zwischen 2.500 und 2.000 v. Chr. im gesamten Mitteleuropa bis hin zu Westeuropa und den britischen Inseln auf. Möglicherweise waren sie auch für die Verbreitung der Kupfertechnologie mitverantwortlich. Ihren Ursprung vermuten die meisten Wissenschaftler auf der Iberischen Halbinsel, Nordafrika oder auch in Vorderasien. Erfassen lassen sich ihre Vertreter lediglich durch ihre Bestattungen, da sie in der Alltagskultur dieser Zeit keinerlei von der heimischen Bevölkerung unterscheidbare Spuren hinterlassen haben. Durch Strontiumisotopenanalysen konnte jedenfalls ein morphologisch robusterer, ortsfremder Typ bei Männern festgestellt werden, der sich offenbar mit Frauen aus den lokalen Populationen vermischte.

Charakteristische Beigaben in ihren Bestattungen sind nicht nur die Glockenbecher, die möglicherweise für fermentierte Getränke genutzt wurden, sondern auch andere Luxusgüter wie Kupferdolche, Gold- und Silberobjekte sowie Objekte, die mit der Verwendung von Bögen in Verbindung stehen – Pfeilspitzen und sogenannte „Armschutzplatten“. Letztere werden gerne als Schutz des Unterarmes gegen zurückschnalzende Bogensehen interpretiert, was jedoch bei der geübten Verwendung der Waffe nicht notwendig sein sollte.

Möglicherweise handelte es sich bei den Vertretern der Glockenbecherkultur also um eine nomadisierende kriegerische Elite, die schlussendlich in der lokalen Bevölkerung aufgegangen ist. In Österreich sind sie z.B. durch „Bogenschützengräber“ wie jenes von Laa an der Thaya vertreten.

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