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Die typische Hausform im Mittelalter waren sogenannte Grubenhäuser. Das sind im Boden halb eingetiefte Gebäude aus Holz. Die Vorteile dieser Bauweise waren vielfältig. So wurde die Speicherwärme der umgebenden Erde genutzt, wodurch die Innentemperatur im Vergleich zur Außentemperatur zu jeder Tages- und Jahreszeit konstanter war als bei freistehenden Gebäuden. Außerdem war der Aufwand für den Bau der Wände geringer, so konnte u.a. Baumaterial gespart werden, doch dazu später.
Bei archäologischen Grabungen können meist nur Gruben und Reste von Feuerstellen festgestellt werden. Da das Dach und die Wände der Häuser aus organischem Material, wie Schilf, Stroh, Holz oder Lehm waren, existieren diese nicht mehr. Verkohltes Holz sowie gebrannter Lehm sind dauerhaft haltbar.
Die Wände der Grubenhäuser konnten auf verschiedene Art konstruiert sein, zB aus Holzbalken in Blockbautechnik wobei die unterste Lage entweder auf dem Boden des Grubenhauses oder nur auf dem Rand der Grube aufliegen konnte.
Wenn die Seiten des Dachs bis zum Boden reichten, waren oftmals keine Wände. Wenn Holzpfosten das Dach trugen, konnte die vordere und hintere Wand aus Flechtwerk bestehen. Eine Flechtwerkwand wird aus Weidenruten geflochten und mit Lehm verputzt. Ob diese Wände bemalt waren, lässt sich heute nicht mehr beantworten.
Die Eingänge wurden aus praktischen Gründen in der dem Wind abgewandten Himmelsrichtung und gegenüber den Öfen angelegt. In die Grubenhäuser gelangte man mittels Leitern, Treppen oder Rampen.
Meist befand sich ein aus Steinen aufgebauter Kuppelofen in einer der Ecken. Er diente der Beheizung des Hauses und oft sicherlich auch als Kochstelle. Meist wurde der Kuppelofen auf einem einfachen Unterbau aus einer Lehmplatte errichtet, um die Bodenfeuchtigkeit abzuhalten. Es wurden auch Kuppeln aus Lehm über korbartig geflochtenen Ruten oder einer Konstruktion aus Holzscheiten aufgebaut. Auch offene Herdplatten wurden zum Kochen benützt. Ein zusätzlicher Ofen konnte in die Lehmwand, sprich in das die Hausgrube umgebende Erdreich, eingegraben sein. Dieser war optimal zum Backen von Brot geeignet.
Manche Grubenhäuser dienten auch als Werkstätten, beispielweise um Stoffe zu weben. Dabei finden Archäologinnen und Archäologen häufig nur noch die tönernen Webgewichte, die die Kettfäden des Webstuhles spannten.
Die Größe der Grubenhäuser schwankte meist zwischen 8 und 12 m2. Das erscheint aus heutiger Sicht sehr klein, ethnographische Vergleiche zeigen allerdings, dass dies für eine Familie ausreichend war. Sie konnten jedoch auch beträchtlich größer sein und um die 20m2 Fläche bieten
Von der hölzernen Einrichtung dieser Häuser – Schlaf- und Sitzgelegenheiten, Tische und Regale – erhielten sich nur kleine runde Abdrücke, sogenannte Steckenlöcher.
Ob und wieviele Fenster vorhanden waren, wie groß sie waren und wo sie sich in den Wänden befanden, darüber kann nur spekuliert werden.