Mehr erfahren
Auch im auf die Völkerwanderungszeit folgenden Frühmittelalter kehrt keine Ruhe im Grenzland Österreich ein; 568 n. Chr. verlassen die Langobarden Österreich und ziehen Richtung Italien. Ihren Siedlungsplatz nimmt ein weiteres Reitervolk aus dem Osten ein – die Awaren, welche ebenso wie die Hunnen vor ihnen, ursprünglich einen steppennomadischen Lebensstil pflegten.
Auf der Suche nach neuem Siedlungsland waren diese nach einem Bündnis mit dem byzantinischen Kaiser gegen feindliche Stämme im Schwarzmeergebiet 562 n.Chr. nach Westen aufgebrochen. In Niederösterreich nahmen sie eine sesshafte Lebensweise an, die zunächst auf Großtierhaltung, später auch auf Ackerbau und Viehzucht sowie Handwerk basierte. Bei letzterem sind deutlich byzantinische Einflüsse vor Allem bei Schmuck und Ziergegenständen zu erkennen, dessen Kenntnisse auf langjährige Kontakte zurückzuführen sind. Der awarischen Gesellschaft stand der Alleinherrscher, der Khagan vor, der gleichzeitig auch Heerführer war und seine, ursprünglich sakrale, Obergewalt innerhalb der Familie vererbte. Die von der Kriegerelite gepflegte und im Westen besonders gefürchtete, Kampfesweise beruhte auf der Verwendung von Pfeil und Reflexbogen vom Pferderücken aus. Während des Reitens feuerten die Awaren Pfeile in alle Richtungen und sogar rückwärts, um ihre Gegner zu bezwingen. Die Wurfarmversteifungen aus Knochenplatten, die in zahlreichen Gräbern gefunden werden, sorgten dabei für zusätzliche Stabilität und erhöhte Reichweite.
Khagane und andere Angehörige der Oberschicht wurden in der Regel einzeln bestattet, eventuell gemeinsam mit ein, zwei Familienmitgliedern, sowie reichen Beigaben und oft auch mit aufgezäumten Pferden, die in der awarischen Gesellschaft eine wichtige Rolle einnahmen.